Mit dem Herbstwind in den Segeln und den ersten frostigen Nächten vor der Tür, steht die Langlaufsaison in den Startlöchern. Wir hatten das Vergnügen, mit dem erfahrenen Athleten Martin Zwyssig einen Blick hinter die Kulissen seiner Saisonvorbereitung zu werfen.

In diesem exklusiven Interview spricht Martin über sein Trainingsprogramm, seine bevorzugten Loipen und seine Geheimnisse zur Skiwartung.
Tauche ein in die Welt eines Sportlers, der Leidenschaft, Erfahrung und Technik zu einer unschlagbaren Kombination verschmelzen lässt.

 

Hallo Martin! Du betreibst seit vielen Jahren Langlaufsport und bist ein sehr erfahrener Athlet. Wir haben jetzt Ende Oktober: wie sehen für Dich im Moment die Trainingswochen aus?

Mein Trainingspensum pro Woche ist etwas abhängig von der Arbeit und der Witterung. Im Durchschnitt sind das ca. 8-10 Stunden, primär MTB, Rennrad und 1–2-mal Rollski- bzw. SkiErg-Training.

Montags ist meist Ruhetag, wobei ich Dehn- und Kräftigungsübungen jeden Tag mache. Das sind vor allem Liegestützen, Kräftigung der Rumpfmuskulatur und etwas Freihanteln für Bizeps/Trizeps. Das Rollski-Training ist entweder in der klassischen Technik am Berg oder mit den Skating-Modellen in der Fläche oder Bergauf. Bei schlechtem Wetter trainiere ich am SkiErg, ca. 45 Minuten „Doppelstock-Technik“. Die Intensität in allen Disziplinen ist in der Regel „mittel“ mit ab und zu kurzen Belastungen an die aerob-anaerobe Schwelle. Anfangs Saison muss ich dann ab und zu Belastungen im Renntempo einplanen zur Erlangung der „Tempohärte“ im Wettkampf.   

In den letzten Jahren waren die Winter in der Schweiz ja nicht gerade üppig, was den Schnee betrifft.  Ab wann planst Du, auf Schnee zu trainieren bzw. auf welchen Loipen trifft man Dich regelmässig?

In den letzten Jahren stand ich immer schon im November das erste Mal auf Schnee. Je nachdem war dies Naturschnee oder Kunstschnee. Man trifft mich oft im Oberengadin auf den Loipen an. Bei guten Schneeverhältnissen im Unterland aber auch gerne dem Zugerberg – ich wohne in der Nähe - im Raum Einsiedeln oder auf dem Glaubenberg.

Hast Du Dich schon für Rennen angemeldet?

Ja, ich bin bereits für einige Langdistanz-Rennen angemeldet. 3 davon sind im Ausland und eines in der Schweiz (Anm. der Redaktion: Ganghofer, Dolomiten, Jizerska, Engadiner). Es ist gut möglich, dass noch 1-2 Trainingsrennen spontan dazukommen. 

Langlauf ist ja auch immer ein sehr materialintensiver Sport. Kaufst Du jedes Jahr den neusten Ski?

Nein, nicht jedes Jahr. Ich habe verschiedene Skier für sowohl die klassische wie auch die Skating-Technik. Ich pflege diese sehr gut und laufe je nach Verhältnissen auch mal ein älteres Modell selbst an einem Rennen. Mein ältestes Rennmodell ist über 10jährig. In meinem Sortiment ist auch ein klassisches Oldtimermodell aus den frühen 80er Jahren, welches in der Schweiz fabriziert wurde und ich ab und zu zum Spass ausführe.
Apropos neuer Ski: Dieses Jahr möchte ich ein Modell testen, das ausschliesslich für die Doppelstock-Technik entwickelt wurde. Wer weiss, vielleicht gibt es dann doch noch Zuwachs?

Du bist nicht nur als Athlet sehr erfahren, wir wissen auch, dass Du bzgl. Skiwachsen breite Kompetenzen und langjährige Erfahrung hast. Was empfiehlst Du, weniger erfahrenen Läufern, wie sie ihre Skis wachsen und pflegen sollen?

Nun, ich wachse tatsächlich gerne und setze mich mit den neuesten Trends auseinander. Was kann ich raten? Das Wachsen ist eine Wissenschaft und wie wir nicht selten am TV sehen, gelingt es selbst Profiteams nicht immer, einen guten Ski hinzukriegen.  

Wichtig ist sicher, dass der Ski überhaupt gewachst wird. Eine Grundierung mit dem Bügeleisen gehört für mich immer dazu. Beim Trainings- oder Rennwachs können auch Sprays verwendet werden, solange die Distanz nicht über 20-25km beträgt. Bei längeren Distanzen genügen Sprays nicht. Nach dem Laufen sollten die Skier, wenn möglich ausgebürstet werden und etwas Wachs mit dem „Schwämmli“ appliziert werden. So trocknen die Skier nicht aus und ein erneutes Wachsen kann so ggf. nochmals aufgeschoben werden. Damit ist er optimal vorbereitet für ein erneutes Training.

Ist man viel gelaufen, kann der Ski ausgebürstet und gereinigt, sowie neu grundiert werden.
Die Präparation der Steigzone von klassischen Skiern haben wir noch nicht angesprochen. Das würde wohl diese Kolumne sprengen. Aber ein Tipp zum Schluss: Will man es hier einfach haben, kauft man einen modernen Fellski. Die funktionieren immer, vorausgesetzt das Gewicht stimmt…

 

Top! Martin, danke für Deine Zeit für dieses Interview. Wir von Sportsparadise.ch wünschen Dir eine erlebnisreiche und erfolgreiche Langlaufsaison.