In einer Welt, in der Ausdauer, Leidenschaft und Entschlossenheit den Unterschied zwischen Erfolg und Misserfolg ausmachen, steht eine bemerkenswerte junge Frau im Rampenlicht.
Eve Noelle Schaffer, geboren 2003 und wohnhaft in der Nähe von Bern, ist nicht nur eine aufstrebende Athletin, sondern auch eine engagierte Studentin und vielversprechende Persönlichkeit. Ihre Reise begann mit einer kindlichen Neugierde und einem unbändigen Drang nach Bewegung, der sie dazu brachte, verschiedene Sportarten auszuprobieren, bevor sie schliesslich ihre wahre Leidenschaft im Triathlon entdeckte. 

In diesem Interview werfen wir einen Blick in die Welt von Eve Noelle Schaffer - ihre Herausforderungen, Triumphe und Träume. Begleite uns durch die Geschichte einer jungen Frau, die bereit ist, über alle Grenzen hinweg ihre Träume zu verwirklichen.

 

Wie bist du zum Triathlon gekommen und was hat dich dazu motiviert, an Lauf- und Triathlon-Wettbewerben teilzunehmen?

Ich bin durch meine Familie zum Triathlon und Laufsport gekommen. Wir haben früher viele Velotouren gemacht, sind im Sommer immer am Wasser gewesen und auch an Laufevents wie z.B. dem GP habe ich schon als Kind am Muki/Vaki-Rennen teilgenommen. Ich hatte also schon immer Kontakt mit den drei Sportarten.

Des Weiteren hat mein Vater früher selber Triathlon betrieben und ich bin ab und zu an seinen Wettkämpfen zuschauen gegangen. Ich habe mich dann dazu entschieden, dies auch mal auszuprobieren und seitdem ist der Triathlon meine Leidenschaft. 

 

Du bist 2019 ins Triathlon eingestiegen und hast vor allem letztes Jahr viele Erfolge erzielt, darunter den 1. Platz AK18-24 beim Ironman Switzerland Thun (2021 & 2023), der Schweizer Meistertitel im Crosstriathlon 2023 und den "Ironman All World Athlete Silver"-Status in deiner Alterskategorie.
Rückblickend, welcher Lauf- oder Triathlon-Wettbewerb hat dir am meisten gefallen? Welcher Wettkampf bleibt dir besonders in Erinnerung? Auf welche Leistung von dir bist du besonders stolz?

Das ist schwierig zu beantworten, da mir eigentlich alle Rennen immer sehr viel Spass bereiten und jedes Rennen seine eigene Geschichte schreibt. 

Am meisten bleibt mir von letztem Jahr aber sicherlich mein 3. Platz in der AK 20-24 an der Xterra Weltmeisterschaft in Molveno, Italien, in Erinnerung. Es war mein erstes Rennen bei einer Weltmeisterschaft und auch der Erste ausserhalb der Schweiz. Die gesamte Atmosphäre hat mir sehr gefallen und ich konnte sehr viele neue tolle Menschen kennenlernen. Zudem hat mich meine Mutter auf dem Trip begleitet und wir konnten uns so auch noch eine schöne Mutter/Tochter-Wochenende in den Dolomiten machen.

Leider kann nicht jedes Rennen so laufen, wie man sich das vorstellt. Letztes Jahr hatte ich bedauerlicherweise einen schlechten Tag erwischt beim Ironman Thun. Bereits nach etwa 90km auf dem Fahrrad hatte ich mit Magenproblemen zu kämpfen. Während dem Marathon musste ich mich dann mehrmals übergeben und hatte einige nicht so schöne Besuche auf den Toitois. Doch trotz eines schlechten Tages habe ich das Rennen gefinisht und darauf bin ich sehr stolz, dass ich nicht aufgegeben habe und bis zum Schluss gekämpft habe. 

Weiter konnte ich 2023 endlich einen grossen Traum von mir erfüllen, ein Laufevent Overall zu gewinnen und das Zielbanner in die Luft zu strecken. Beim 10-km-Lauf am Hallwilerseelauf ist mir dies gelungen. Dies war auch das erste Rennen, bei dem ich das erste Mal von einem Begleitfahrrad für die Spitze begleitet wurde. 

 
Kannst du uns etwas über deine Trainingsroutine erzählen? Für welchen Wettkampf trainierst du gerade?

Meine Trainingspläne werden wöchentlich von meinem Trainer Patrick Jaber geschrieben. Diese variieren und ich mache eigentlich nie das gleich. Klar gibt es von Zeit zu Zeit Einheiten, die sich wiederholen, aber im grossen und ganze ist mein Training sehr vielfältig. 

Das Einzige, dass in meinem Training immer fix ist, sind die Schwimmtrainings beim Triathlon Club Seeland am Dienstag- und Donnerstagabend.

Auch wie viele Stunden pro Woche ich trainiere variiert stark und kommt auf die Phase an, in welcher ich mich gerade befinde. Dies kann von 10h/Woche bis 20+h pro Woche variieren. 

Zurzeit trainiere ich gerade für den Ironman 70.3 Rapperswil, die beiden Xterra-Rennen in der Schweiz und Frankreich und für die Ironman Europameisterschaften in Frankfurt. Wobei der Fokus schon auf der Ausdauer für den Ironman liegt, da man diesen nicht einfach so aus dem Arm schütteln kann. 

 

Als junge Athletin hast du bereits an Wettkämpfen auf höchstem Niveau teilgenommen und beeindruckende Ergebnisse erzielt. Wie gehst du mit dem Druck um, auf diesem Level zu konkurrieren?

Das ist eine sehr spannende Frage. Zu Beginn habe ich eigentlich nie einen Druck verspürt. Seit ich etwas erfolgreicher bin und auch einige Sponsoren habe, mache ich mir oft selbst Druck performen zu müssen, damit ich sie nicht enttäusche und ihnen auch gerecht werden kann. Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass mir dieser Druck nichts ausmachen würde. Aber ich sehe es auch als ein grosses Privileg an, diesen verspüren zu dürfen, das zeigt mir, dass ich in meiner noch jungen Karriere doch schon das einte oder andere richtig gemacht habe und bereits einige Erfolge erzielen durfte und so wandelt sich dieser Druck auch in eine gewisse Art von Stolz um, der mir hilft meine Ziele weiter zu verfolgen. 

Es hilft mir auch immer mich daran zu erinnern, wieso ich diesen Sport überhaupt ausübe und dass ich den Sport für mich mache und er meine absolute Leidenschaft ist. Es freut mich sehr, dass ich bereits einige Sponsoren an meiner Seite habe und ich weiss, dass sie an mich glauben. Das macht es für mich manchmal etwas leichter, auch an mich selbst zu glauben. 

Und während den Rennen ist es meist so, dass sobald der Startschuss los ist, ich einfach nur noch in meiner Welt bin und alles um mich ausblende, so verschwindet meistens auch der Druck und ich geniesse einfach das Rennen.

 

Neben deiner sportlichen Karriere, verfolgst du auch ein Studium in Lebensmittelwissenschaften und arbeitest nebenbei bei einer Securityfirma. Wie gelingt es dir, den anspruchsvollen Zeitplan eines Triathleten mit den Anforderungen des Studiums, der Arbeit und deinem sozialen Umfeld zu vereinbaren?

Manchmal ist es schon sehr stressig zu studieren, so viel zu trainieren und nebenbei noch zu arbeiten. Das Wichtigste ist ein gutes Zeitmanagement zu haben. Das Training ist für mich neben dem ganzen Lernen auch ein guter Ausgleich, um den Kopf nach dem vielen Lernen durchzulüften. Oft trainiere ich auch in der Mittagspause während dem Studium oder etwas früher am Morgen oder später am Abend. Mit dem Arbeiten habe ich hauptsächlich angefangen, um neben dem Studium noch eine kleine Einnahmequelle zu haben, da Triathlon doch ein sehr kostenintensiver Sport ist. 

Was Familie und Freunde anbelangt, versuche ich mich trotz allem gut zu integrieren und mit ihnen zu interagieren, was mir manchmal besser und manchmal weniger gut klappt. Ich habe natürlich auch Freunde die selber Triathlon machen und so kann man seine sozialen Kontakte auch beim gemeinsamen Trainieren pflegen. Ausserdem macht mein Freund selber auch Triathlon und so kann ich auch gut mit ihm Zeit verbringen und gemeinsame Trainingseinheiten absolvieren. Man ist so auch etwas verständnisvoller für den Partner, da man in Bezug auf den Sport sehr ähnlich tickt.

 

 
Was ist dein grösster Traum hinsichtlich deiner sportlichen Karriere?

Mein grösster Traum ist es an der Ironman WM auf Hawaii teilzunehmen und dabei auch ein gutes Rennen zeigen zu können. Weiter träume ich davon, vielleicht eines Tages als Profi an Triathlon-Events an den Start gehen zu können. Ich werde das aber in Zukunft auf mich zukommen lassen, mich versuchen weiterzuentwickeln und schauen, wohin mich mein Weg bringt. 

 

Wie hat sich deine Herangehensweise an den Sport im Laufe der Jahre entwickelt, insbesondere in Bezug auf deine Wettkampfvorbereitung und deine persönlichen Ziele?

In den ersten 4 Jahren meiner Triathlon-Kariere habe ich selbst trainiert. Ich habe oft einfach nach Lust und Laune Trainings absolviert, mit keinem wirklichen Ziel. An Wettkämpfe bin ich schon damals mit dem Ziel gegangen vorne mit dabei zu sein, was eigentlich auch nicht ganz so schlecht funktioniert hat. Nachdem ich dann einige gute Ergebnisse erzielen konnte, habe ich dann den Schritt gewagt mir einen Trainer zu suchen. Seit ca. 1 Jahr werde ich jetzt von ihm trainiert und konnte im Jahr 2023 eine sehr gute Saison mit guten Leistungen zeigen. Wenn man gute Rennen zeigt, steigt auch das innere Verlangen danach weiterhin gute Ergebnisse erzielen zu können. Deshalb gehe ich jetzt oft an Rennen, mit dem Ziel vorne mit dabei zu sein und ein gutes Rennen zeigen zu können. Ein Ziel, das ich von Anfang an hatte, ist es bei den Rennen trotz allem Spass zu haben, dies ist auch heute immer noch so.

 

Die Balance zwischen Training, Wettkämpfen und Erholung sind entscheidend für den Erfolg im Triathlon. Wie gestaltest du deine Regenerationsphasen, um sicherzustellen, dass du körperlich und mental fit bleibst?

Ich habe immer mal wieder einen Ruhetag, an dem ich nicht trainiere und versuche mich so gut wie möglich zu erholen. Dann gibt es Blöcke, in denen ich ein sehr hohes Volumen trainiere und nach diesen folgt dann auch immer eine Phase, in der ich etwas weniger Trainingsumfang habe. In diesen Phasen kann sich der Körper dann adaptieren. Im Alltag versuche ich genug zu schlafen, das gelingt mir manchmal gut, manchmal etwas weniger. Ausserdem versuche ich mich gut zu ernähren und mache gelegentlich Mobility, sowie Faszientraining für die Regeneration. 

 

Hast du bestimmte Rituale oder Glücksbringer, die du vor einem Wettkampf pflegst?

Ich habe eigentlich keine wirklichen Rituale. Die Wettkampftage sehen aber trotzdem immer etwas gleich aus. Ich stehe früh genug auf, um etwas essen zu können, meist schaue ich dazu Triathlon Videos auf YouTube für etwas Inspirierung und um in Stimmung zu kommen. Während dem ich in der Wechselzone alles parat mache, höre ich Musik, dann wärme ich mich auf und hoffe dann, dass ich nichts vergessen habe. Das ist schon fast ein Ritual, ich kontrolliere meine Wechselzone immer mehrmals, um sicherzugehen, dass ich ja nichts vergessen habe. Wenn dann alles parat ist, gehe ich meistens noch ein «Angst-Bisi» machen und begebe mich dann zum Start. 

 

Welche Rolle spielen Teamunterstützung und Mentoren in deiner sportlichen Laufbahn, und gibt es bestimmte Personen, die einen besonders grossen Einfluss auf deine Entwicklung als Athletin hatten?

Sicherlich haben meine Eltern einen grossen Einfluss auf meine Entwicklung. Sie haben mich von Anfang an unterstützt, begleiten mich so oft es geht immer an die Wettkämpfe und fiebern immer als Zuschauer mit. Dafür bin ich ihnen sehr dankbar. 

Weiter ist es sicherlich jetzt mit meinem Trainer Patrick Jaber und Andrea Haslebacher so, dass sie einen Einfluss auf meine Entwicklung im Bereich des Trainings, Wettkampf, Ernährung und Erholung haben. Des Weiteren werde ich seit ein paar Jahren beim Triathlon Club Seeland von meinem Schwimmtrainer Peter Nägeli trainiert. Er hat einen sehr grossen Einfluss auf die Fortschritte, die ich im Schwimmen über die letzten Jahre machen konnte. 

Triathlon ist für mich keine Einzelsportart. Klar im Wettkampf ist man selbst die Einzige, die das Rennen im jetzigen Moment beeinflussen kann, aber wenn man weiss, dass hinter einem ein gutes Team aus Familie, Freunden, Trainer, Sponsoren usw. steht, die einem in guten sowie schlechten Zeiten unterstützen, hat dies einen grossen Einfluss auf die eigene Leistung, die man erbringen kann. Somit sind die Ergebnisse, die ich bis jetzt erzielen konnte, sicherlich mehr eine Teamleistung als nur meine Leistungen und ich bin sehr dankbar, dass ich auf so eine gute Unterstützung zählen darf. 

 

Als junge Frau in der Triathlon-Szene hast du sicherlich eine einzigartige Perspektive auf die Sportwelt. Welche Ratschläge würdest du anderen jungen Frauen geben, die davon träumen, in einem so wettbewerbsintensiven Bereich erfolgreich zu sein?

Mein Motto ist: «If your dreams don't scare you, they aren't big enough» (von Ellen Johnson Sirleaf). Allen jungen Mädchen, die auch Träume haben, wie ich, würde ich genau das Raten. Es ist gut davor Angst zu haben, das zeigt, dass sie einem wichtig sind. Was man aber auf keinen Fall tun darf, ist von dieser Angst zurückzuweichen. Probiert es aus, macht Fehler, lernt daraus. Habt Spass bei der Sache, die ihr tut. Es wird kein einfacher Weg, ihr werdet an euch selbst zweifeln und eure Entscheidungen hinterfragen. Was ihr aber auf keinen Fall tun dürft, ist aufgeben, den so wisst ihr nie, wie weit ihr es hättet schaffen können und ob ihr eure Träume erfüllen konntet.

 

Was für motivierende Schlussworte, Danke! Danke Eve, für deine spannenden Einblicke und die Erinnerung daran, dass unser Potenzial grenzenlos sind. Wir wünschen dir von Herzen alles Gute und viel Erfolg auf deinem Weg. Möge dein grösster Traum sich bald erfüllen. Wir drücken dir fest die Daumen! 



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Foto und Video Credits: Eve Schaffer