Interview mit Helena Hefti Wenger, Wim Hof & Oxygen Advantage Instruktorin

 

Liebe Helena, was hat Sie dazu inspiriert, sich intensiv mit der Wim Hof Methode und dem Eisbaden zu beschäftigen?

Anfangs war es vor allem die Tatsache, dass wir unser Immunsystem so unmittelbar und schnell beeinflussen können, die mich beeindruckte. Ich habe diese Kraft am eigenen Körper gespürt und das hat mich inspiriert rasch Instruktorin zu werden und die Methode anderen Menschen zugänglich zu machen. Das hat sich mit der Zeit etwas verändert.  Heute liegt der Hauptwert der Methode für mich vor allem darin, dass wir unsere Reaktion auf Stress auf so einfache Weise trainieren und üben können, zielführender zu reagieren. Damit beruhigen wir unser Nervensystem, sind weniger stressanfällig. Was sich natürlich auch wieder positiv auf unser Immunsystem auswirkt…
 

Können Sie uns einen Überblick über die Hauptprinzipien der Wim Hof Methode geben und wie das Eisbaden darin integriert ist?

Die drei Pfeiler sind Kälte, Atemübungen und mentale Stärke. Der Pfeiler Kälte wird meist als Baden im kalten Wasser oder eben Eisbaden praktiziert. Wobei Wassertemperaturen in der Regel unter ca. 12 Grad liegen. Je nach Gewässertemperatur oder Menge an Eis, die in einen Pool geschüttet werden. Der Pfeiler Kälte beinhaltet zudem auch das leichtbekleidete Wandern bei kalten Temperaturen. Letzteres ist eine sehr wertvolle Erfahrung, weil wir erleben, zu was unser Körper fähig ist, wenn wir uns nicht präventiv abdecken und die Temperatursensoren der Haut die Kälte wahrnehmen dürfen.
 

Welche gesundheitlichen Vorteile haben Sie persönlich durch das Eisbaden und die Atemtechniken der Wim Hof Methode erfahren?

Ich bin seit ich die Methode anwende nur noch ganz selten krank. Konkret hat mich seit 2016 zweimal eine Magendarmggrippe erwischt. Ansonsten war ich seither nie mehr krankheitshalber im Bett. 
 

Wie kombinieren Sie die Wim Hof Methode mit der Oxygen Advantage Technik in Ihren Coachings, und welche Synergien ergeben sich daraus?

Die Wim Hof Atmung ist eine intensive kurzzeit Atemübung, eine Art Sprinttraining, wenn wir es mit dem Laufsport vergleichen. Bei der Oxygen Advantage Methode geht es um funktionale gesunde Atmung im Alltag, also eher das Ausdauertraining. Die Wim Hof Atmung hat u.a. eine entzündungshemmende Wirkung und kann Energieblockaden im Körper lösen. Mit der Oxygen Advantage Methode zielt man auf ein funktionales Grundatemmuster ab, also auf eine gesunde und effiziente Atmung. Eine Powerkombi für unser System. 
 

Können Sie ein Beispiel nennen, wie die Kombination von Atemtechniken und Kälteexposition Menschen in stressigen Situationen helfen kann?

In stressigen Situationen atmen wir zu schnell, zu schwer und zu oberflächlich. Eine solche Atmung versetzt uns in einen Kampf-und-Flucht-Modus. Die Gefässe verengen sich, der Blutfluss zum Hirn ist reduziert, der Puls steigt. Das Hirn erhält konstant die Botschaft, dass wir nicht in Sicherheit sind. In einem solchen Zustand ist lösungsorientiertes Handeln schwierig und dieser Zustand hält sich damit selber aufrecht. Wenn wir unsere Atmung kennen, sind wir rascher in der Lage sie zu beruhigen und den Teufelskreis zu unterbrechen. Im kalten Wasser können wir dies trainieren. 
 

Welche Rolle spielt die mentale Vorbereitung beim Eisbaden, und wie unterstützen Atemtechniken diesen Prozess?

Die Wim Hof Atmung kann den Gang ins kalte Wasser erleichtern, indem sie Energieblockaden lösen kann. Es kann uns damit etwas leichter fallen, zu entspannen. Wim Hof Atmung vom der Bad ist aber kein muss. Wichtig ist Freude und körperliche Entspannung, die auch mit Hilfe einer ruhigen Atmung unterstützt werden können. Ruhige Atmung wie wir sie mit der Oxygen Advantage Methode trainieren, unterstützt einen ruhigen Verstand und stärkende Gedanken in allen herausfordernden Situationen und damit auch beim Eisbaden.

 

Wie integrieren Sie die Prinzipien der Wim Hof Methode und Oxygen Advantage in Ihre Arbeit mit Unternehmen und Teams?

Atmung ist ein Schlüsselfaktor wenn es um mentale Gesundheit am Arbeitsplatz geht. Beispielsweise erhöht sich unsere Atemfrequenz bei Bildschirmarbeit merklich. Das bedeutet, dass wenn wir uns nicht achten und Gegensteuer geben, wir im Kampf und Fluchtmodus vor dem Bildschirm sitzen. In diesem Zustand sind wir weniger kreativ, weniger lösungsorientiert und auch nicht so beziehungs- und konfliktfähig wie wir es sein könnten, wenn wir langsam durch die Nase atmen würden. 
In Teamworkshop erkläre ich den Teilnehmer:innen, wie die Atmung funktioniert und mit welchen Übungen sie sich bei der Arbeit und auch in Alltag und beim Sport unterstützen können. 
Teams, die sich gemeinsam ins kalte Wasser trauen, werden besonders belohnt. Zu erleben, wie sie Herausforderungen gemeinsam meistern können, indem sie sich gegenseitig unterstützen, anstatt sich gegenseitig etwas zu beweisen, ist unvergesslich. Zudem spüren die Teilnehmenden, wie grundlegend es ist, sich in einer herausfordernden Situation zu entspannen und Gedanken und Atmung wahrzunehmen und zu lenken. Wertvoll ist auch, dass sie diese Übungen danach daheim selber anwenden und ohne weitere Hilfe oder Kosten ihre körperliche und mentale Gesundheit stärken können. Davon profitiert nicht zuletzt auch das Unternehmen. 

 

Welche häufigen Herausforderungen begegnen Teilnehmern Ihrer Workshops beim Erlernen dieser Techniken, und wie helfen Sie ihnen, diese zu überwinden?

In der Regel haben die Menschen etwas Respekt vor dem kalten Wasser. Die meisten von uns wurden so erzogen, dass wir glauben, dass kaltes Wasser krank macht. Dies spreche ich an und lockere diese Glaubensmuster etwas indem ich z.B. erwähne, dass es keine Studie gibt, die bestätigt, dass Kälte krank macht. Dass es Viren und Bakterien sind, die Erkältungen auslösen und nicht Kälte als solche. Es hilft auch immer, wenn ich klar mache, dass viel mehr Kälte NICHT viel besser ist. Dass das Ziel nicht darin besteht, möglichst lange im kalten Wasser zu sitzen, sondern einfach einen klaren Impuls zu geben. Auch hier erwähne ich Studien, gemäss denen 2-3 Minuten im kalten Wasser ausreichen, um den Körper zu stärken. Und natürlich mache ich auch klar, dass alles freiwillig ist und sie jederzeit entscheiden können, nicht ins Wasser zu steigen oder nur Hände oder Füsse zu baden. Bei öffentlichen Workshops, bei denen sich die Teilnehmenden selber anmelden steigen so bis auf ganz wenige Ausnahmen immer alle ins kalte Wasser. Bei Teamworkshops entscheiden sich etwas mehr Menschen dagegen und das ist gut so. Niemand soll sich unfreiwillig aufgrund Gruppendrucks ins kalte Wasser setzen. Diese Leute können dann ihre Teamkollegen unterstützen und nehmen trotzdem das ganze Wissen rund um Atmung und Kälte mit und holen das Bad nicht selten dann später zu Hause nach. 
 
Bei den Atemübungen ist die grösste Herausforderung das Atem anhalten. Das Gefühl nicht genug Luft zu kriegen ist eine Urangst und auch eine Art eingebauter Sicherheitsmechanismus, damit wir nicht vergessen zu Atmen. Hier hilft es einerseits zu erklären, wie du Atmung funktioniert und dass wir auch bei starkem Atemreiz genug Sauerstoff im Körper haben. Zudem gilt es wie beim kalten Wasser sich zu entspannen und sanft und ohne Druck zu üben. 
 

Können Sie ein Erfolgserlebnis eines Klienten teilen, der durch Ihre Methoden signifikante Verbesserungen in seinem Leben erzielt hat?

Es gibt viele wunderbare Stories, die meiner Arbeit als Atem- und Kältetrainerin Sinn und Freude verleihen. Da ist z.B. die 13-jährige begeisterte Leichtathletin, die dank den Oxygen Advantage Übungen wieder ohne Belastungsasthmasymptome laufen kann. Oder die junge alleinerziehende Mutter, die Dank der Erfahrung im kalten Wasser ihr Selbstvertrauen zurückerlangt. Ein weiteres Beispiel ist ein ca. 60 jährige Mann, der Dank der Oxygen Advantage Methode seinen Blutdruck nach jahrelangem Hoch und Medikamenten in den Normbereich senken konnte. 
 

Was raten Sie Einsteigern, die mit dem Eisbaden und Atemtechniken beginnen möchten, um sicher und effektiv zu starten?

Immer ohne Leistungsdruck trainieren und nicht auf den Schweinehund, aber auf den Körper hören. Weniger ist mehr. Beim kalten Wasser sind 2-3 Minuten ausreichend. Wenn jemand mehr möchte, dann die Zeit nur Schritt für Schritt erhöhen. Wie ich mich fühle, wenn ich im Wasser sitze ist nicht ausschlaggebend, sondern wie ich danach imstande bin mich aufzuwärmen. 
 
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